EINE FRAU
Jeanine Meerapfel | DEU/ARG 2021 | 104′
██ Hauptsektion ⭐ Mit Gästin: Jeanine Meerapfel
Ästhetik der Erinnerung: Jeanine Meerapfels zutiefst persönliches Mutterportrait spiegelt die Exilerfahrungen einer ganzen Generation von Jüd*innen.
Uralte Bäume, deren knorrige Wurzeln sich tief in das Erdreich bohren: Die erste Einstellung von Jeanine Meerapfels filmischem Mosaik EINE FRAU ist ein Sinnbild, dessen Bedeutung im Laufe des Films immer klarer wird. Die Regisseurin nimmt das Publikum mit auf die Suche nach den Wurzeln und Verästelungen im Leben ihrer Mutter Malou, der sie bereits 1980 ihr gleichnamiges Langspielfilm-Debüt widmete. Zeit ihres Lebens befand sich Malou in permanenten Schwellenzuständen: Migration, Zurechtkommen, Anpassen, Scheitern. Wie ihr ging es einer ganzen Generation von Jüd*innen zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dabei ist EINE FRAU kein Film, der um die minutiöse Reproduktion einer Lebensgeschichte bemüht ist. Wie die menschliche Erinnerung – wie das Leben der Exiljüd*innen – ist er durchzogen von Inkohärenzen und Brüchen, die dem Publikum Raum für die eigene Vorstellung lassen. Dass Meerapfel eine ästhetische Form des Erinnerns wählt und das Bild den Szenerien, Gegenständen und Situationen überlässt, die ihr auf der Reise durch Frankreich, Deutschland, die Niederlande und ihr eigenes Geburtsland Argentinien begegnen, öffnet immer wieder unverhoffte Türen zur Reflexion. EINE FRAU ist berührende Zeitgeschichte mit hypnotischer Sogkraft.
PRESSESTIMMEN
»Auf intime Art und Weise erinnert sie sich an eine Frau, für die das Gefühl von Heimatlosigkeit ein Dauerzustand war.« JFBB
»Mithilfe von Fotos, Tagebucheinträgen und Archivfilmen ist ein zutiefst emotionaler und berührender, dokumentarischer Essay entstanden – eine eigene ästhetische Form des Erinnerns, die auch von Brüchen und Inkohärenzen durchzogen ist und Raum für eigene Imaginationen lässt.« DFF
JEANINE MEERAPFEL
Jeanine Meerapfel zählt zu den bedeutendsten Regisseur*innen der Gegenwart. Mit Filmen wie ARE YOU FROM NÜRNBERG? oder DIE KÜMMELTÜRKIN GEHT hat sie jüdische und von der ›Mehrheitsgesellschaft‹ klischierte oder verdrängte migrantische Perspektiven in das deutsche Bewusstsein gerufen. Das Transit Filmfest freut sich, Jeanine Meerapfel als Speakerin der Podiumsdiskussion Forum begrüßen zu dürfen und präsentiert im Rahmen der historischen Reihe La deutsche Vita zudem ihren Film IM LAND MEINER ELTERN (1981).
SCREENINGS
So. 27.11. | 21:00 | Wintergarten | Tickets |