JEANNE DIELMAN (JEANNE DIELMAN, 23, QUAI DU COMMERCE, BRUXELLES)

Hausfrau, Mutter, Sexworkerin: Chantal Akermans Porträt einer Frau zwischen Kartoffelschalen und Freiern ist einfach der beste Film aller Zeiten. Punkt.

Jeannes Leben besteht aus festen Abläufen. Sie kocht (Kartoffeln, Kaffee), putzt (die Badewanne, die Schuhe ihres Sohnes, täglich), geht einkaufen – und empfängt fremde Männer in ihrer Wohnung, die sie für Sex bezahlen. Delphine Seyrig brilliert in der Rolle der etwa 40-jährigen Witwe, die im Brüssel der 70er-Jahre roboterartig automatisiert ihren immergleichen Aufgaben nachgeht und dabei selten eine emotionale Regung erkennen lässt. Selbst beim allabendlichen Essen mit ihrem Sohn Sylvain wirkt ihre mütterliche Fürsorge, wenn auch liebevoll, doch eher pflichtbewusst.

Chantal Akermans Film wurde von Kritiker*innen gemischt aufgenommen; viele kritisierten ihn als bedeutungslose Übung in Minimalismus. Heute gilt er als einer der besten Filme überhaupt. JEANNE DIELMAN bewegt sich zwischen Spielfilm, Dokumentation und Experimentalkino und glänzt durch Alltagsästhetik sowie langsames Erzähltempo – stets rhythmisch unterlegt von den klackernden Absätzen seiner Protagonistin. Akerman lädt uns in diesem feministischen Klassiker ein, genau hinzusehen und eigene Schlüsse über das Innenleben ihrer unspektakulär anmutenden Hauptfigur zu ziehen.

PRESSESTIMMEN

»Ein Bollwerk gegen die Kapitalisierung von Lebenszeit« EDITION TEXT + KRITIK

»Takes a consciously, radically feminist approach to cinema. Things will never be the same.« BRITISH FILM INSTITUTE

»It is a game-changing masterpiece« MIAMI HERALD

»Not only is it a stunning piece of filmmaking that is as rich in detail as it is patient in its exploration, but it also makes the most of absolutely every single element of its slice-of-life portrait.« COLLIDER

CHANTAL AKERMAN

Chantal Akerman war eine belgische Filmregisseurin, Schauspielerin und Videokünstlerin. Mit gerade einmal 24 Jahren drehte sie 1975 mit einer fast gänzlich weiblichen Filmcrew in zwei Monaten ihr Meisterwerk JEANNE DIELMAN, das in der Sight-and-Sound-Umfrage 2022 – als erster Film einer Frau – zum besten Film aller Zeiten gewählt wurde. In ihren Filmen vermischt sie Dokumentarisches und Fiktion und verarbeitet in ihren Filmen immer wieder die Beziehung zu ihrer eigenen Mutter, einer polnischen Holocaust-Überlebenden.

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