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A Gentle Creature
(Die Sanfte)OmUDie Sanfte, so wird die Hauptfigur in Sergei Loznitsas neuem, lose von Dostojewskis gleichnamiger Kurzgeschichte inspirierten, Werk betitelt. Tatsächlich erträgt die Ehefrau, die eigentlich nur ihren Mann im Gefängnis besuchen will, ruhig, fast stoisch, die unüberwindbaren Hindernisse, vor welche sie dieses Vorhaben stellt. Was bei Kafka das Schloss ist, ist in Loznitsas Film das Gefängnis, dessen Apparat das ganze umliegende Dorf kontrolliert.
Deren Charaktere unterscheiden sich nicht nur äußerlich den Normen des postmodernen Kinos. Loznitsa packt etliche so skurrile wie grausame Figuren bar jeder Sympathie in seine verträumten, präzise komponierten Einstellungen. Mit dieser gleichwohl abstoßenden wie faszinierenden Welt gelingt dem ukrainischen Regisseur eine ambivalente Parabel auf das postsowjetische Russland zwischen liebevoll nostalgischem Blick und niederschmetternder Kritik. Nach und nach driftet Die Sanfte von einem schon von Beginn an bizarr wirkenden Realismus ins märchenhaft Phantastische ab und treibt seine allegorische Kraft, sowie seine hypnotische Bildgewalt auf die Spitze.
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Sergei Loznitsa
Sergei Loznitsa wird im sowjetischen Weißrussland geboren, bevor er mit seiner Familie nach Kiew zieht. In Moskau lässt er sich an der staatlich russischen Filmhochschule zum Regisseur ausbilden. Zunächst macht er sich mit seinen Dokumentarfilmen vor allem einen Namen als präziser Chronist der russischen Gesellschaft und Geschichte, wie beispielsweise mit seinem vielfach ausgezeichnetem Film Blokada. Sein erster Spielfilm My Joy erhält gleich als erster ukrainischer Beitrag eine Einladung in den Wettbewerb von Cannes. Dasselbe gelingt ihm mit seinem neuesten Werk A Gentle Creature.
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Pressestimmen
„Loznitsa hat ein besonderes Talent für solche Konstellationen, für das Verschieben der Aufmerksamkeit, für die organischen (und manchmal orgiastischen) Bewegungen eines misstrauischen, opportunistischen, sich aus der Hilflosigkeit irgendwie herauslavierenden Volkes.“
CRITIC.DE„Die Sanfte wird durch (seine) Seitenblicke zu einem Film der 1.000 Geschichten, die sich langsam wie ein Mosaik zu einem vielschichtigen Bild von Russland zusammensetzen.“
FILMSTARTS.DE„Loznitsa’s construction of this world apart – which is, of course, a grotesque allegory for Russia itself – is as immersive as it is unnerving.“
THE TELEGRAPH„Loznitsa’s great cinematographer Oleg Mutu shoots this like a Russian version of a 17th century Dutch genre painting, congested with destabilizing, boisterous vulgarity all crowded toward the edge of the picture plane.“
VARIETY -
Trailer
- Regie Sergei Loznitsa
- Jahr 2017
- Land F/D/NL/LIT
- Laufzeit 143 Min.
- Verleih Grandfilm