• Jonas

    OV

    Oberflächlichkeit, Einfallslosigkeit - einfach biederes Unterhaltungskino. Das sind die Vorwürfe einer neuen Generation junger Regisseure in den sechziger Jahren an „Papas Kino“. Dass diese keineswegs bedingungslos zutreffen, zeigen viele Filme der diesjährigen Retrospektive, keiner widerlegt diese Vorwürfe aber wohl so eindeutig und radikal wie Jonas.

    Die Geschichte um einen von Schuldgefühlen geplagten Ex-Soldaten rührt an den Kern des Nachkriegskinos wie nur wenige andere Filme, vielleicht noch Schwarzer Kies und Herrenpartie. Das eindringliche Spiel Robert Grafs fügt sich dabei in ein formales Konzept, das die filmische Moderne beschwört. Im rhythmischen Zusammenspiel mit der Jazzmusik Duke Ellingtons prasseln die Bilder der bedrückenden Großstadt auf die Hauptfigur und den Zuschauer ein. Sie lassen einen in ihrer avantgardistischen Bild- und Lichtarchitektur unweigerlich an Meisterwerke des expressionistischen Films denken. In seiner essayistischen, elliptischen Erzählweise und seiner selbstreflexiv aus dem Off kommentierenden Tonspur nimmt Jonas aber ebenso ein Kino vorweg, welches erst zehn Jahre später unter dem Label des neuen deutschen Films weltweit gefeiert wird. Ein wahrhaft visionäres Meisterwerk!

    In Anwesenheit von Dominik Graf!

  • Ottomar Domnick

    Nachdem Ottomar Domnick Medizin studiert, wird er im Anschluss Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Neben seiner Arbeit als Arzt schreibt der Autodidakt Drehbücher und produziert Dokumentar- und Spielfilme. Beraten vom späteren Mitunterzeichner des Oberhausener Manifests, Herbert Vesely, dreht er 1957 Jonas und gewinnt für diesen den Bundesfilmpreis. Auch seine weiteren Filme ernten positive Kritiken, Domnick gilt aber weiterhin als Außenseiter und seine Filme bleiben Geheimtipps.

  • Pressestimmen

    Jonas wird in die Filmgeschichte eingehen - als der mutigste, einsamste, und unwiederholbarste deutsche Film unserer Tage. Kein anderer deutscher Film seit Jahr und Tag verfügt über ähnliche Bildkunst.“
    SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

    „Der großartige und früh verstorbene Robert Graf spielt einen vom Schuldtrauma zerfressenen Großstadtbürger in der jungen Bundesrepublik. Der Schauplatz Stuttgart wird zur anonymen Bedrohungskulisse des Wirtschaftswunderlandes BRD mit Anklängen bei George Orwell, Kafka und dem deutschen Kino-Expressionismus der 1920er Jahre. Jonas nahm viel von dem vorweg, was später Alexander Kluge und die anderen intellektuellen Köpfe des Neuen Deutschen Films in den 1960er Jahren erst erfanden.“
    DEUTSCHE WELLE

  • Trailer